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    Die Carbonari (italienisch für Köhler) waren der bedeutendste der an der Fortentwicklung der italienischen Einigungsbewegung des Risorgimento in den italienischen Staaten des 19. Jahrhunderts beteiligten Geheimbünde. Sie entwickelten als Charbonnerie auch in Frankreich politischen Einfluss.


    Eigenart des Bundes[edit]

    Die Carbonari erinnern in ihren pantheistischen Anschauungen, Tugenden und ihren Philanthropismus stark an die Freimaurerei, von denen sie sich aber in ihren politischen Freiheitsbestrebungen und ihrer rücksichtslosen Wahl der Mittel unterschieden. Wie die Freimaurer von den Steinmetzgilden, so nahmen die Carbonari ihre Gebräuche und Benennungen von den Köhlern.

    Die Aufnahme gestaltete sich stufenweise: es gab Lehrlings-, Gesellen- und Meisterabteilungen, die höchsten Grade erlangten nur wenige Mitglieder. Doch waren alle zur absoluten Verschwiegenheit und zum unbedingten Gehorsam gegen die Oberen vereidigt.

    Die Mitglieder nannten sich gegenseitig buoni cugini (gute Cousins), Nichtzugehörige hießen pagani (Heiden), ihre Versammlungsgebäude nannten sie baracca (Hütte) und die Zusammenkünfte selbst vendita (Markt oder Loge). Die Vereinigungen der Frauen ("Gärtnerinnen") hießen "Gärten", der Platz außerhalb der vendita war der "Wald", in dem die "Wölfe" (gemeint waren die italienischen Fürsten) hausten.

    Zwischen 1815 und 1820 sollen dem Geheimbund mehr als 600.000 Menschen angehört haben.

    Entstehung[edit]

    Der historische Ursprung der Carbonari ist unklar; der Geheimbund entwickelte sich in der napoleonischen Zeit in der Gegend um Neapel zu einem politischen Faktor. Hier schwankten seine Mitglieder zunächst in ihrer Haltung gegenüber dem von Napoleon als König von Neapel eingesetzten Joachim Murat, bevor sie sich schließlich hinter König Ferdinand I. stellten.

    Illuminatentheorie[edit]

    Der Konfident Pietro Dolce schrieb 1815 in einem Brief aus Rom an den Grafen Saurau (Oberster Kanzler von Kaiser Franz) in Wien:

    "Die Carboneria, die nach dem russischen Feldzug oder schon während desselben im südlichen Italien aufgekommen ist, wurde von den Illuminaten von Neapel begründet und wird von den Londoner Illuminaten und den Freimaurern geleitet" "Ihr Ursprung liegt im Dunkel, dieser scheint davon hergeleitet zu sein, daß die ersten dieser Verschworenen in dem kleinen Kloster San Carbon zusammenkamen"

    Auf welche Quellen Pietro Dolce sich stützte ist nicht bekannt, allgemein kann gesagt werden das diese Aussage zu einer Zeit getan wurde als die Illuminatenfurcht in Europa noch relativ verbreitet war. Er fuhr weiter in seinem Bericht fort:

    "Der englische Machiavellismus hätte mit seinen gegen Bonaparte gerichteten Bestrebungen Schiffbruch erleiden müssen, wenn es ihm nicht gelungen wäre, die verschiedenen Nationen für sich zu gewinnen. Er setzte den Hebel zunächst in Deutschland an, indem er sich an die bayrischen Illuminaten wendete, die dann, nach dem Übergange Napoleons über die Weichsel, hinter dessen Rücken alles aufboten, um den Untergang des Kaisers herbeizuführen. Diese Illuminaten, die eine Aristokratie reicher angesehener Leute formten, die die sozialen Einrichtungen verbessern wollten und im Schatten der Könige die Fäden der Politik zugen, hätten allerdings nicht erst die Einflüsterung Englands nötig gehabt, um zu wissen, daß es ihre Aufgabe war, die Despotie Napoleons zu brechen. Sie durchsetzten mit ihren Leuten die Armeen, schlichen sich in die Kabinette ein und wiegelten das Volk auf, das unter dem Joch der Franzosen seufzte. Die Taten eines Schill, eines Thielmann und eines Freiherren vom Stein und anderer Illuminatenhäupter sind auf ihr Konto zu buchen. Im gleichen Sinne agierten, wiederum beeinflußt von englischen Agenten, die Illuminaten von Neapel. Als Murat nach der Völkerschlacht von Leipzig nach seinen Staaten zurückkehrte, hatte die Sekte bereits in neuer Gestalt, als Carbonari, die Beamtenschaft, das Militör und fast die ganze von Natur aus hitzige und leicht zu beeinflussende Bevölkerung für sich gewonnen..."(Quelle: "Politische Geheimbünde" Seite 105f von Eugen Lennhoff)

    Restaurationszeit[edit]

    Ferdinand I. führte wie alle europäischen Herrscherhäuser auch in seinem nach dem Wiener Kongreß geschaffenen Königreich beider Sizilien eine Restauration durch. Nachdem die Carbonari wegen der sich hieraus entwickelnden allgemeinen Unzufriedenheit im Volk eine breitere Basis gefunden hatten, gelang es Guglielmo Pepe, den Bund zu einer militärischen Organisation fortzuentwickeln und innerbündische Widersacher auszuschalten. Am 2. Juli 1820 unternahmen die Carbonari einen militärischen Aufstand und zwangen Ferdinand zur Verkündigung der Spanischen Verfassung von 1812. Nach diesem Zwischenerfolg wurden die Carbonari sowohl vom berüchtigten Polizeiminister König Ferdinands, Canosa, als auch von Fremdorganisationen wie der Calderari verfolgt.

    Frühzeit des Risorgimento[edit]

    In Piemont, wo Karl Albert irrtümlich als ein Mitglied der Geheimbündler galt, fanden die Carbonari danach raschen Zulauf und konnten auch dort, nur ein Jahr später als in Neapel, die Spanischen Verfassung durchsetzen. Metternich sah in den Carbonari schon zu diesem Zeitpunkt eine große Gefahr für die politischen Absichten Österreichs in Italien, da ihr eigener Machtanspruch sich nicht nur gegen die italienischen Territorialherren richtete, sondern sich auch immer mehr gegen die Fremdherrschaft der Habsburger zu richten begann. Deshalb verfolgte er sie nicht auf dem eigenen Gebiet, sondern unterstützte auch die italienischen Territorialherren, wodurch die Herrschaft der Bourbonen über das Königreich beider Sizilien, wie die des Hauses Savoyen-Piemont über Piemont-Sardinien wieder etabliert werden konnte. Dem Kampf der Österreicher schlossen sich auch die Päpste Pius VII. und Leo XII., für die die Carbonari als ein Freimaurerbund galt, an. Unter diesem Druck gingen die Carbonari nach 1833 schließlich in der von Giuseppe Mazzini fortentwickelten Volksbewegung „Giovine Italia“ (Junges Italien) auf.

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