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Aus Peinlich der Anfang des 14. Kapitels:

14.) Peinlich kackt ab - Mad Professors zweiter Vortrag über etwas Wissenswertes -, während im Äther hehres Chaos herrscht. Mehr Wissenswertes. Zwei Kanadier bleiben cool.


Peinlich musste ganz schön abkacken. Seit einer halben Stunde saß er am Küchentisch und hätte nichts Dringlicheres zu tun gehabt, als aufzustehen und unter Aufbringung der geballten Kraft seines Afterschließmuskels die 7 Meter bis zum Klo zurückzulegen. Stattdessen saß er in darmverschließender Positur am Küchentisch und dachte nach. Tausend komplizierte und überflüssige Gedanken funkten in seinem Kopf herum, denn er begriff sich als großtechnische Anlage zur Verbrennung von Gedankenschrott. Außerdem begriff er sich als großtechnische Anlage zur Verbrennung von Käsebroten, Wurstbroten, Broten mit Ei, Eibroten, Stullen mit Käse und Ei, Salamibrötchen, Sandwichs mit dick Käse und Leberwurst oder Ei und Salami sowie verschiedener anderer Schnittchen. Peinlich huckte also da, prallvoll der unbedingten Notwendigkeit abzukacken, die er ignorierte, weil er ein latent homosexueller anal fixierter Päderast oder sonst was war - irgendwas Alltägliches jedenfalls (es interessierte Peinlich schon lange nicht mehr, was er war) -, als das Telefon klingelte, das auf dem Tisch stand. Peinlich hatte keineswegs auf dieses Signal gewartet - wenn überhaupt, so hatte er auf ein inneres Signal gewartet. Dennoch griff er es bereitwillig auf, riss den Hörer von der Gabel, brüllte "Jawoll!" und stürzte aufs Klo. Wer anrief, fragt ihr? - Na, Margit! Als es ihr gelang, die ersten Worte zu stammeln, warf Peinlich seinen Hintern gerade auf den feuchtkalten Ring der Klobrille, die Rudi vom Vormieter, und der wiederum von Vormieter, und der auch schon von Vormieter, und auch der vom Vormieter, und der einst vom Vermieter übernommen hatte. Das war zur der Zeit der Wirtschaftskrise. Welche Wirtschaftskrise fragt ihr? - Egal welche! Klobrillen halten ewig, wenn man nicht ständig darauf herumscheuert.
"Hallo? Peinlich? Hallo?" flennte Margit. "Ich weiß, dass du dran bist! Peinlich, bitte! Leg nicht auf! Sag was!" Unterdessen gaben Rudi und Lenka beim gerade Geräusche von sich, welche sich mit denen mischten, die Peinlich auf dem Klo ausstieß. Sie erreichten die Sprechmuschel des Telefonhörers, der vom Küchentisch baumelte, wo sie in niederfrequenten Wechselstrom umgeformt wurden, der ein kompliziertes System aus Leitungen und Verstärkern durchfloss, bis er in die Hörmuschel gelangte, die Margit ans Ohr hielt. In Schallwellen zurückverwandelt mündeten die Urlaute schließlich in Margits Bewusstsein, wo sie - als Peinlichs erwartungsvoller Atem auf der fernen Sprechmuschel fehlinterpretiert - den Anstoß dafür gaben, dass sie loslegte.
Derweil presste Peinlich unter großer Kraftanstrengung eine kolossale Elle Kot in die Porzellanschüssel. Dabei vernahm er einen interessanten Gesang, der verblüffende Ähnlichkeit mit den Textzeilen "Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet sein" aus dem ersten Satz des Deutschen Requiems, Opus 45, von Johannes Brahms aufwies. Die Ursache hierfür ist wohl in der Belastung von Peinlichs Kreislauf aufgrund der vehementen Kontraktion seiner Beckenmuskulatur gepaart mit dem Gefühl der Befriedigung im Moment seiner Niederkunft zu suchen.

Eine Ejakulation hat ein Volumen von 2 bis 6 Kubikzentimeter und enthält zwischen 60 und 300 Millionen Spermien. In einem Kubikzentimeter frisch abgespritztem Bibber wimmeln also bis zu 100 Millionen Samenzellen. Es ist fraglich, ob ein Kondom, das mikroskopische Löcher aufweist, keinen Schutz vor einer Schwangerschaft bieten. Damit die Zeugung eines Kindleins einigermaßen wahrscheinlich wird, müssen sich mindestens 20 Millionen Spermien durch das Loch im Latex drängeln. Der Schutz vor Geschlechtskrankheiten geht hingegen eher verloren. Unter ungünstigen Umständen reicht hier ein einziger, durch das Loch im Pariser geschlüpfter Krankheitserreger.

Was Margit alles erzählte, als sie loslegte, ist unwichtig. Vermutlich nahm sie an, Peinlich sei beleidigt, weil sie ihn aus ihrer Wohnung geworfen hatte, oder weil sie schwanger war oder so ähnlich. Sie hatte merkwürdige Vorstellungen.

Die Ansteckung mit einer Geschlechtskrankheit erfolgt im Allgemeinen durch direkten Schleimhautkontakt. Beim Mann finden sich die winzigen einzelligen Erreger auf der Eichel oder sie treten aus der Harnröhre aus. Bei der Frau sind sie über den gesamten Vaginalbereich verteilt. Meist gehen sie an mikroskopischen Verletzungen der Haut auf die gesunde Person über. Diese Verletzungen lassen sie selbst bei vorsichtigem Geschlechtsverkehr kaum vermeiden, die Beteiligten vermögen sie nicht zu spüren. Einige Erreger von Geschlechtskrankheiten können auch unverletzte Schleimhaut durchdringen. Bis auf eine Ausnahme können alle Geschlechtskrankheiten sowohl vom Mann auf die Frau als auch umgekehrt von der Frau auf den Mann übertragen werden.
Die Weitergabe der keimzellenbedingten Geschlechtskrankheit ist nur vom Mann auf die Frau belegt. Männer sind mit Erreichen der Geschlechtsreife Infektionsträger. Sie bleiben es unter Umständen bis ins Greisenalter, ohne jedoch selbst Symptome der Erkrankung zu zeigen.
Die männliche Keimzelle bewegt sich mithilfe einer lang gestreckten Geißel fort. Ihr Ziel ist es, tief in den weiblichen Geschlechtstrakt vorzudringen, wo sie unter Umständen auf eine weibliche Keimzelle trifft. Allein dieser Kontakt kann zu einer Übertragung der Erkrankung führen. Der Kontakt einer männlichen Keimzelle mit jeder anderen Zelltype der Frau bleibt ohne pathogene Folgen.
Die weibliche Keimzelle unterliegt einem mehrwöchigen Reifungsprozess, an dessen Ende sie für einige Tage infiziös ist. Bleibt eine Infektion aus, so wird sie vom Körper der Frau abgestoßen. Bald darauf reift eine neue heran. Die Reifung und Abstoßung erfolgt in regelmäßigen Intervallen. In etwa einem Fünftel aller Fälle werden die von männlichen Keimzellen infizierten weiblichen Keimzellen kurz nach der Infektion ebenfalls abgestoßen. Nicht jedes Aufeinandertreffen ungleichgeschlechtlicher, infektiöser Keimzellen führt also zwangsläufig zum berüchtigten Vollbild der keimzellenbedingten Geschlechtskrankheit: der Schwangerschaft. Sie wurde im Rahmen jahrtausendealter Irrlehren vielfach mystifiziert und verklärt und wird noch heute vielerorts nicht als Folge einer Erkrankung verstanden.
Nach einer Infektion mit der keimzellenbedingten Geschlechtskrankheit wuchert in der Gebärmutter der Frau ein Parasit heran. Wird er nicht durch einen ärztlichen Eingriff entfernt, so führt sein Wachstum zu einer Unterbauchgeschwulst von lebensbedrohlichem Ausmaß. Anders als bei Krebserkrankungen, bei denen Geschwüre ähnlicher Größe beobachtet werden können, geht die keimzellenbedingte Geschlechtskrankheit vergleichsweise selten tödlich aus. Die Erkrankung endet rund neun Monate nach der Infektion, indem sich der Körper der Erkrankten vaginal öffnet und der Parasit vergleichsweise plötzlich austritt. Für die Patientin ist dieser Vorgang äußerst schmerzhaft, meist aber gesundet sie kurz darauf. Auch der Parasit - nunmehr Neugeborenes, Säugling, kleines Scheißerchen, verfressenes Bankert, Andilein, Tinchen oder so ähnlich genannt - überlebt den Vorgang in der Mehrzahl der Fälle. Sein Anblick löst bei der ehemals erkrankten Frau, aber auch bei dem Mann, von dem der Krankheitserreger stammte, das anhaltende Bedürfnis aus, für sein gesundes Heranwachsen zu sorgen. Diese Reaktion kann allerdings auch ausbleiben.
Die anderen beim Geschlechtsverkehr übertragbaren Erkrankungen sind in ihren Auswirkungen zumeist weniger heftig als die Schwangerschaft. Gleichwohl werden sie von der infizierten Person als unangenehm empfunden. Diese sind: die Syphilis, der Tripper, die Herpes, der weiche Schanker, die durch Geschlechtsverkehr übertragbare Form der Lymphknotenschwellung, die Zytomegalie, die durch Geschlechtsverkehr übertragbare Form des Granulationsgeschwulst, die Hepatitis der Gruppe B, die übertragbare Schwäche des Immunsystems (AIDS), unspezifische Entzündungen, hervorgerufen durch Chlamydien, Ureaplasmen, Mykoplasmen, Pilze und Protozoen, außerdem Fieberblasen an den Geschlechtsorganen sowie Dell- und Feigwarzen.
In allen Fällen verringert die Verwendung eines Kondoms die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung. Nicht hilfreich ist es beim Befall des Liebesgartens mit Milben oder Filzläusen. Es schadet jedoch auch nicht.

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